Papier

Ich hatte einmal zwei grössere Geschwister in der Spielgruppe, die unbedingt allen erzählen wollten was sie im Fernsehen sahen. Sie waren sehr aufgeregt, konnten sich nicht einigen wer jetzt spricht und überhaupt, alles war wirr und niemand verstand um was es ging. Es entstand eine recht unangenehme Unruhe in der Gruppe.

Ich nahm ein grosses Bilderbuch und bat die Beiden, der ganzen Gruppe zu erzählen was sie im Buch sehen. Das war die Erlösung! Alle Kinder sassen rund herum und liessen sich von den Geschwister das Buch erzählen. Die Unruhe legte sich, alle konnten dabei sein, alle konnten das besprochene Bild sehen.

Da wurde mir wieder bewusst, wie die virtuelle Welt für Kinder ungeeignet ist. Die Bilder sind so flüchtig, schnell geht es weiter, verstehen sie etwas nicht, hängen irgendwo fest und können recht apathisch bis aggressiv werden. Bücher oder Zeichnung können sie in ihrem Tempo betrachten und sich Überlegungen anstellen, so oft sie wollen.

Es ist toll, wenn Kinder ihre Eigenen Geschichten zu Papier bringen. Es können einfache Zeichnungen sein, ergänzt mit aufgeklebten Papierschnitzel die sie selber ausschnitten oder anderen Elementen wie Karton, Klebeband, WC-Rolle und so weiter. Sie haben freien Lauf, ich mische mich nicht ein und bewerte nicht. Manchmal fragen sie um Rat wie man etwas machen könnte, dann zeige ich es ihnen auf einem anderen Papier, ich bringe mich nicht in ihre Arbeiten ein!

So erzählen sie dann gerne was auf dem Blatt zu sehen ist, manchmal entsteht ein eigenes Heft. Beim erzählen blättern sie gerne vor und rückwärts oder drehen das Blatt auf den Kopf, die Geschichten ändern sich. Das zeigt, dass die Kinder vital sind und nicht nur konsumieren.

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