Bewertungen sind heikel und entstammen oft unserer persönlichen Werte-Vorstellung was gut oder schlecht ist. Was für uns richtig oder falsch ist, muss nicht zwingend für alle passen, auch nicht für unsere Kinder.
„Das hast du gut gemacht“ oder „das geht gar nicht“, sind starke Bewertungen. Für Kinder ist es sicher wichtig zu wissen, was wir als gut oder schlecht betrachten, sie sollten aber die Möglichkeit haben, selber zu entscheiden was für sie richtig oder falsch ist. Das beginnt schon bei Kleinigkeiten wie dem Essen. Findet die Mutter Rosenkohl deliziös, soll das Kind seine eigene Empfindung dazu haben können. Oder, das Baby sollte nach dem Essen Rülpsen, später ist das verpönt, warum?
So wie es nicht nur „Schwarz“ und „Weiss“ gibt, sondern auch Schattierungen, gibt es bei den Bewertungen Zwischentöne. Wie schnell lobt man ein Kind, wenn es nicht wirklich einen Grund gibt. Wie oft sagen wir einfach „Nein“.
Müssen wir wirklich alles laufend bewerten? Reicht es nicht, das Kind zu bestätigen, dass wir gesehen / gehört haben? Wir sollten ihm die Möglichkeit geben, selber herauszufinden ob etwas gut ist oder nicht.
Einem Jungen in der Spielgruppe machte es grossen Spass immer wieder Häuser und Türme zu basteln. Die Türme waren meist schief, ich bewertete das nicht, warum auch, für ihn war es gut so. Irgendwann störte es ihn aber, dass die Türme umfielen. Das war der Moment wo ich ihn anleitete, wie man eine stabilere Konstruktion machen kann. Umsetzen musste er es selbst! Für mich ist wichtig, dass das Kind selber merkt, dass etwas nicht passt und nach Abhilfen sucht. Einfach dreinlangen und machen führt zu Trägheit und Bequemlichkeit. Anleiten führt dazu, dass sie lernen selber nach Lösungen zu suchen. Es hilft ihnen auch zu akzeptieren, dass vieles nicht sofort gelingt und Scheitern ok ist.
Viele Erwachsene tun oder denken Dinge, die sie eigentlich nicht wollen. Warum, weil „man“ es so macht oder weil die Mutter, der Vater es machte, es gehört sich so. Dabei sind sie recht unglücklich und verstehen nicht, warum sie Dinge tun, die ihnen zuwiderlaufen. Statt ihren Idealen und Vorstellungen zu folgen und nach Lösungen zu suchen, geben sie auf, werden träge und unglücklich.
Kinder, welche frei Erfahrungen machen können, sind kreativ und glücklich. Solange es niemandem schadet, schmerzt oder gefährlich wird, lasse ich sie die Welt ohne Bewertungen erobern.